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Gerade fĂŒr die Eltern (s)elektiv mutistischer Kinder ist das eines der gröĂten Probleme, denn meist sprechen diese Kinder ja in der vertrauten heimischen Umgebung ungehemmt mit allen Mitgliedern der Kernfamilie. Dass diese Kinder aber im Kindergarten oder in der Schule beharrlich schweigen, wenn sie von der KindergĂ€rtnerin, einem Lehrer oder dem Hausmeister angesprochen werden, wird von den eigenen Eltern leider oft erst viel zu spĂ€t erkannt. Deswegen unsere Empfehlung: Erkundigt euch bitte immer detailliert danach, ob sich euer Kind auch im Kindergarten bzw. in der Schule kommunikativ normal verhĂ€lt. Zeigt es dagegen eine oder mehrere der folgenden AuffĂ€lligkeiten, so ist eine erhöhte Aufmerksamkeit angebracht:
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Auf anschauliche Art und Weise erklĂ€rt Greta Saiz, von der FörderpĂ€dagogische und Klinische Kinder- und Jugendpsychologie der Justus-Liebig-UniversitĂ€t GieĂen, Kindern was Selektiver Mutismus bedeutet.
SYMUT, PCIT-SM, DortMuT, KoMuT - alle Therapiekonzepte haben das Ziel, den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen dabei zu helfen, den selektiven Mutismus zu ĂŒberwinden. Die Einbindung der Eltern, PĂ€dagogen und anderen therapeutischen und nicht therapeutischen Institutionen spielt bei jedem Konzept eine zentrale Rolle. Wir möchten euch die wichtigsten Therapiekonzepte vorstellen. So könnt ihr euch ein Bild darĂŒber machen und besser entscheiden, welches Konzept am besten zu Euch oder zu eurem Kind passt.
Die Systemische Mutismus-Therapie (kurz SYMUTŸ) wurde von Dr. Boris Hartmann entwickelt und 2004 erstmals veröffentlicht.
Es handelt sich um eine direktive, d.h. auf das Sprechen ausgerichtete Therapieform, bei der das Sprechen in kleinen Schritten â wie beim Erwerb der Sprache von kleinen Kindern â von GerĂ€uschen/Lauten, ĂŒber Silben, Wörter, SĂ€tze hin zum freien Sprechen aufgebaut wird.
Gesamtes Umfeld wird in die Therapie einbezogen
Die Therapie eignet sich fĂŒr Kinder, Jugendliche und Erwachsene und lĂ€sst sich individuell dem Alter und dem Schweregrad des Mutismus anpassen. Empfohlen werden zwei Therapiestunden pro Woche, die Therapie kann ambulant durchgefĂŒhrt werden. Die systemische Arbeit ist in dieser Therapieform von zentraler Bedeutung und meint, dass das gesamte Umfeld (Familie, Kindergarten, Schule, Institutionen u.a.) in die Behandlung einbezogen wird und alle mithelfen. Ziel der Therapie ist, dass die Betroffenen den Mutismus ĂŒberwinden, normal kommunizieren und den Alltag selbstĂ€ndig bewĂ€ltigen können.
Eine grundlegende Annahme des systemischen Ansatzes ist es, dass der Mutismus nicht durch ein Einzelereignis (z.B. ein Trauma) ausgelöst wird, sondern die genetische Veranlagung im Zusammenspiel mit der Umwelt eine wichtige Rolle spielt. Damit werden mögliche SchuldgefĂŒhle der Eltern, dass sie etwas falsch gemacht haben und am Mutismus schuld sein könnten, abgebaut. Gleichzeitig wird aber, auch anhand einer umfangreichen Diagnostik, aufgezeigt, wie das Verhalten der Familie oder des Umfelds das Ăberwinden des Mutismus negativ beeinflussen bzw. die Aufrechterhaltung verstĂ€rken kann.
Zum Beispiel, indem sie aus Sorge die Betroffenen vor angstauslösenden Situationen schĂŒtzen und fĂŒr sie sprechen oder ihnen Aufgaben abnehmen.
Beratung und Elternarbeit
Die Beratung und Elternarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Die Eltern lernen, wie sie mit dem Kind das Sprechen im Alltag ĂŒben können. Das regelmĂ€Ăige Ăben hat einen groĂen Einfluss auf den Therapieerfolg.
In GesprĂ€chen mit dem ganzen Umfeld (Kindergarten, Schule u.a.) wird auch gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht, wie das Sprechen aus der Therapie in den Alltag ĂŒbertragen werden kann. Die Therapie geschieht also nicht im stillen KĂ€mmerchen, sondern das Umfeld wird aktiv mit einbezogen: Alle mĂŒssen mithelfen und Verantwortung ĂŒbernehmen.
Wichtig bei jeder Therapie â und bei selektivem Mutismus wahrscheinlich umso wichtiger â ist eine stabile, vertrauensvolle Beziehung. Dem Beziehungsaufbau kommt gerade zu Beginn der Therapie eine groĂe Bedeutung zu. Gleichzeitig wird von Anfang an in kleinen Schritten direkt am Sprechen gearbeitet. Auf spielerische Art wird dem Kind bewusst gemacht, wo das Sprechen ĂŒberall benötigt wird.
Das Mutismus-Gespenst
Die Symptomatik des Mutismus bzw. des Nichtsprechens wird benannt und dem Kind altersgerecht die Bedeutung der Therapie erklĂ€rt. Mithilfe des Mutismus-Gespensts wird z.B. der Therapieprozess bzw. das Therapieziel veranschaulicht: In drei gemeinsam gezeichneten Bildern ist das Gespenst (der Mutismus) zunĂ€chst ganz groĂ und das Kind ganz klein. Das Kind lĂ€sst sich aber nicht einschĂŒchtern und kĂ€mpft mit dem Gespenst: Mit jedem GerĂ€usch, jedem Wort wird das Gespenst immer kleiner, bis zum Schluss das Kind ganz groĂ und das Gespenst nur noch winzig klein ist.
Damit erhĂ€lt das Schweigen resp. das Nicht-Sprechen-Können des Kindes in gewissen Situationen einen Namen und wird nicht lĂ€nger als Teil der eigenen Persönlichkeit angesehen, sondern als etwas ĂuĂerliches, das man bekĂ€mpfen/ĂŒberwinden kann: als Team, zusammen mit dem Therapeuten bzw. der Therapeutin und mit Hilfe des gesamten Umfeldes.
Der Mund wird aufgeweckt
Ab der ersten Therapiestunde wird zudem mithilfe von mundmotorischen Ăbungen (Puste- und Blasspiele) der Mund «aufgeweckt» und es werden mit verschiedenen Spielen und Geschichten erste GerĂ€usche/Laute wie z.B. «sch, sch, sch» fĂŒr die Lokomotive produziert. Die Laute werden im weiteren Verlauf zu Silben, zu Wörtern und zu SĂ€tzen zusammengesetzt bis hin zum freien Sprechen.
Eine effiziente Therapie sollte erste lautsprachliche ĂuĂerungen innerhalb von 20 Therapieeinheiten möglich machen. Die Erfolge in der Therapie sind auch wichtig fĂŒr die Motivation des Kindes und des Umfeldes. Sobald das Kind in der Therapiesituation SĂ€tze sprechen kann, geht es mit der Therapie auf die StraĂe bzw. in das reale Leben: In der Apotheke wird z.B. nach einer Zeitschrift, im Laden nach einem Artikel, oder bei Passanten nach der Uhrzeit gefragt. Auch das Telefonieren wird in der Therapie geĂŒbt und als Aufgabe mit nach Hause gegeben.
Therapie-Vertrag mit dem Kind
In dieser Zeit wird auch ein Vertrag mit dem Kind ausgearbeitet, mit welchem das Kind im Kindergarten/in der Schule fĂŒr das Sprechen Punkte erhĂ€lt und so zusĂ€tzlich motiviert wird, das Sprechen in den Alltag zu ĂŒbertragen.
Sobald sich die Therapieerfolge auch verlÀsslich im Alltag zeigen, kann die Therapie mit einem Hinweis auf eine Nachbetreuung (erneute Vorstellung nach 3 und 6 Monaten) beendet werden.
Boris Hartmann gibt Erfahrungswerte fĂŒr die Mutismustherapie von 9-12 Monate fĂŒr Kindergarten- und Grundschulkinder und 18-24 Monate fĂŒr Jugendliche und Jungerwachsene an.
Die Parent Child Interaction Therapy Adapted for Selective Mutism
Jeder Tag des Schweigens ist nicht neutral. Ein Beispiel: Ein Schuljahr hat durchschnittlich 40 Wochen, eine Schulwoche besteht aus etwa 24 Lektionen. Angenommen, ein Kind kann zwei Fragen pro Lektion nicht beantworten, so sammeln sich 1.920 unbeantwortete Fragen pro Schuljahr an. Rechnet man nun noch all die Alltagssituationen dazu, in denen das Kind still ist, obwohl es sprechen möchte, steigt die Zahl der Schweigemomente ĂŒber die Jahre leicht in die Hunderttausende.
Kann ein Kind nicht sprechen, möchten die meisten Menschen helfen: Lehrpersonen stellen Fragen auf eine Art und Weise, dass das Kind nur Nicken oder KopfschĂŒtteln braucht. Eltern ordern das Essen im Restaurant, berichten der Ărztin, wo es dem Kind weh tut, sagen dem Erzieher, dass ihr Kind in der Puppenecke spielen möchte, erklĂ€ren Fremden ihr Kind schweige, weil es schĂŒchtern sei. Das ist alles gut gemeint. Aber es bewirkt, dass sich das Schweigen immer tiefer einschleift.
Was wĂ€re, wenn das Kind jeden Tag Menschen an seiner Seite hĂ€tte, die ihm im Alltag helfen, das Mutige Sprechen zu wagen? Genau hier setzt die forschungsgeprĂŒfte Verhaltenstherapie Parent-Child Interaction Therapy Adapted for Selective Mutism (PCIT-SM, Catchpole, Young, Baer & Salih, 2019) an.
Mit PCIT-SM lernen die Eltern und weitere Bezugspersonen (z.B. Lehrpersonen), ihr eigenes Verhalten in Kommunikationssituationen so zu verĂ€ndern, dass sie das Kind gezielt beim mutigen Sprechen stĂŒtzen zu können, statt unwissentlich das Schweigen zu stĂ€rken. Neben verhaltenstherapeutischen Methoden lernen sie dafĂŒr Aspekte der Spieltherapie sowie sprachtherapeutische Vorgehensweisen zu verknĂŒpfen. Konkret bedeutet das z.B. zu ĂŒben, in Kommunikationssituationen zunĂ€chst zu 100% die Sprecherwartung herauszunehmen, indem das Kind unter anderem nichts gefragt wird. Erst wenn es sich âaufgewĂ€rmtâ hat, bekommt es gestaffelte Sprechchancen. Ziel ist, dass es sich dem Sprechen in kleinen Schritten annĂ€hern kann, statt es wie gewohnt zu vermeiden.
Die Eltern sind bei PCIT-SM SchlĂŒsselfiguren, weil sie â gerade, solange ihre Kinder jung sind â sehr viel Zeit mit ihnen verbringen und ihnen darum im Alltag gut helfen können, viele erfolgreiche Sprechmomente zu erleben. Weil das Sprechen aber meisten besonders im Kindergarten und in der Schule schwerfĂ€llt, mĂŒssen auch die Lehrpersonen eingebunden werden, so dass ein Helferteam entsteht.
Im Kontakt mit der therapierenden Person muss das Kind keinesfalls sprechend starten, um sich voll auf die Therapie einzulassen. ZunĂ€chst geht es darum, die Beziehung zu stĂ€rken, bevor in einer weiteren Behandlungsphase dazu ĂŒbergegangen wird, das Kind zu angstauslösenden AktivitĂ€ten herauszufordern, wie z.B. das Sprechen mit neuen Menschen. Dabei wird immer in so kleinen Schritten vorgegangen, dass das Kind auf Erfolgskurs gesetzt und nicht ĂŒberfordert wird.
Ein Merkmal, das PCIT-SM von anderen AnsĂ€tzen unterscheidet, ist die Tatsache, dass die Bezugspersonen in Kommunikationssituationen unmittelbar gecoacht werden, um die neuen Interaktionsmuster einzuĂŒben. In der therapeutischen Praxis kann das Coaching am leichtesten durchgefĂŒhrt werden, wenn zwei Zimmer mit einem Einwegspiegel verbunden sind und die therapierende Person die Eltern ĂŒber einen kabellosen Ohrhörer coacht. Per Internet kann das Live-Coaching mit Tablets, Laptops und Telefon umgesetzt werden.
Entwickelt wurde PCIT-SM von Dr. Steven Kurtz (www.kurtzpsychology.com), einem New Yorker Kinder- und Jugendpsychologen, der seit ĂŒber 20 Jahren mit betroffenen Kindern und deren Familien arbeitet. Die Wirksamkeit von PCIT-SM wurde in zwei randomisiert-kontrollierten Studien zur Einzel- und Gruppentherapie positiv beurteilt (Catchpole et al., 2019; Cornacchio et al., 2019). So zeigte z.B. Catchpole et al. eine deutliche Verbesserung des Sprechens im Vergleich zur Wartelistengruppe (Cohenâs d = 1,80).
Je nach Therapieansatz kann die Behandlung des selektiven Mutismus verhaltenstherapeutische und kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien, logopĂ€dische Therapie und Medikamente umfassen - es gibt mehrere forschungsbasierte Behandlungsoptionen. (Hier ggf. mit den anderen AnsĂ€tzen verlinken?) Kein Ansatz wird fĂŒr alle Kinder perfekt passen, aber die Therapie sollte idealerweise unter der Obhut einer auf den selektiven Mutismus spezialisierten Fachperson erfolgen. Eine Liste von in PCIT-SM zertifizierten Fachpersonen findet sich hier: www.kurtzpsychology.com/behavior-problems/pcit-sm-certified-therapists/
Dortmunder Mutismus Zentrum im SPA
Die Dortmunder-Mutismus-Therapie (DortMut) (Subellok et al. 2012) ist eine Weiterentwicklung des Therapieansatz von Katz-Bernstein (2015, erstmals 2005). Das Team des Sprachtherapeutischen Ambulatoriums der TU Dortmund kann auf eine langjĂ€hrige positive Erfahrung mit der erfolgreichen DurchfĂŒhrung von DortMuT bei schweigenden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zurĂŒckblicken. Mittlerweile wird deutschlandweit nach dieser Konzeption gearbeitet.
Ausgangspunkt: So verstehen wir selektiven Mutismus
GrundsĂ€tzlich wird allen schweigenden Menschen unterstellt, dass sie mit anderen kooperieren und sprechen MĂCHTEN, es aber aktuell (noch) nicht KĂNNEN. Das Schweigen wird primĂ€r nicht als Störung betrachtet, sondern als eine fĂŒr ein betroffenes Kind zunĂ€chst subjektiv sinnhafte Strategie, mit nicht anders zu lösenden problematischen UmstĂ€nden umzugehen. Gearbeitet wird mit der Unterstellung, dass es ihm gelingen wird, diese lĂ€ngerfristig nicht funktionale Strategie des Schweigens zu ĂŒberwinden. FĂŒr diesen Prozess erfĂ€hrt es mit seiner Familie in der DortMuT eine engmaschige therapeutische Begleitung.
Ziele der Therapie
Vorrangiges Ziel jeder Mutismustherapie ist es selbstredend, dass ein schweigender Mensch in möglichst allen Lebenssituationen sprechen kann. Dabei soll er sich als kompetenter sozialer Akteur erleben, der zur Gestaltung einer unbeschwerten Kommunikation mit Peers, Fachpersonen, Erwachsenen etc. (irgendwann) gleichermaĂen beitrĂ€gt. Konkret bedeutet es fĂŒr die Therapie, möglichst viele und freudvolle selbstwirksame Interaktionssituationen erleben zu dĂŒrfen. Im Einzelnen wird auf drei Ebenen angesetzt:
Das Schweigen hat eine subjektive innere Logik, die aus der Geschichte des betroffenen Kindes bzw. Jugendlichen zu verstehen ist. Es gilt, die Motivation zum Sprechen zu stĂ€rken und die GrĂŒnde, die womöglich dagegensprechen, zu mildern. DafĂŒr mĂŒssen - nicht bewusste - Ăberzeugungen hinterfragt, durch neue ersetzt sowie verpasste Entwicklungsprozesse nachgeholt werden. Ziel ist es, dass sich das Selbstbild des Betroffenen als âSchweigerâ nachhaltig in Richtung âkompetenter Sprecherâ verĂ€ndert.
Das Erscheinungsbild und die AusprÀgung des Schweigens sowie der Begleitsymptomatik können sehr unterschiedlich sein. Ziele sind hier der strukturierte Aufbau und die Erweiterung (non-)verbaler Kommunikationsmöglichkeiten.
Das Schweigen steht immer in Wechselbeziehung zu den Lebenswelten des Betroffenen, seien es Kita, Schule, Ausbildung, Peers, GroĂeltern etc. Deswegen werden die Umfelder nach Möglichkeit engmaschig in die Therapie eingebunden. Ziel ist es, aufrechterhaltende Faktoren des Schweigens zu reduzieren und möglichst optimale Bedingungen fĂŒr das Sprechen herzustellen.
Flexibler Methodeneinsatz (hier: Auswahl)
Der sichere Ort â SAFE Place â ist Basis fĂŒr die therapeutische Beziehungsgestaltung. Der Therapieraum wird als bewertungsfreier Raum erlebt, in dem Schweigen sein darf. Methodisch wird der SAFE PLACE bei jĂŒngeren Kindern durch HĂ€userbau (Kissen, Seilchen, TĂŒcherâŠ.) symbolisiert: ein Haus fĂŒr das Kind (ggfs. mit einem Elternteil), eins fĂŒr die Therapeutin mit Handpuppe) etc. Die HĂ€user ermöglichen Kontakt (Besuche) und RĂŒckzug und erlauben dem Kind, NĂ€he- und DistanzbedĂŒrfnisse selbstwirksam zu regulieren.
Im Symbol- und Rollenspiel können die Kinder eigene BewĂ€ltigungsstrategien entwickeln, wie sie mit bedrohlichen Situationen umgehen können â ggfs. auch schweigend. Ăber selbstwirksame Rollen erweitern sie ihre IdentitĂ€t.
Mit Ă€lteren Kindern und Jugendlichen wird das Schweigen direkt thematisiert. Viele sind im Hinblick auf das Sprechen ambivalent: Es gibt GrĂŒnde fĂŒr das Sprechen sowie aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus auch nachvollziehbare GrĂŒnde fĂŒr das Schweigen. Beide Seiten werden bewusst gemacht und gewĂŒrdigt, um sukzessive die Sprechmotivation zu steigern und die Ăngste und Blockaden zu reduzieren, die noch im Weg stehen.
JĂŒngere Kinder finden im unbeschwerten Spiel oft von allein ins Sprechen. Bei Ă€lteren Kindern und Jugendlichen braucht es meistens eine bewusste Entscheidung dazu. Die einzelnen Schritte werden allerdings mit den Betroffenen ausgehandelt, so dass sie mit Verantwortung fĂŒr ihren individuellen Weg und ihr Tempo ĂŒbernehmen und auch Grenzen setzen können, wo etwas (noch) nicht vorstellbar ist. Manchmal ist es erforderlich, Sprechleistungsstufen (erst Laute, dann Silben, dann Wörter usw.) konsequent einzuhalten.
Die Therapie ist grundsĂ€tzlich geöffnet fĂŒr Besuche von auĂen oder Besuche der Therapeutin in die anderen Kontexte (Kita, Schule etc.). Allerdings mĂŒssen die Kinder/Jugendlichen einverstanden und orientiert sein, wann welche Kontakte stattfinden. Die Vernetzung der sozialen Kontexte ist wichtig, um neue erworbene FĂ€higkeiten auch auf andere Situationen und Personen zu ĂŒbertragen. Vernetzte Elternbegleitung und Beratung von Fachpersonen sind in der DortMuT unverzichtbar.
Therapieende und Nachsorge
Wenn Kinder/Jugendliche zwar noch gerne zur Therapie kommen, doch auch andere AktivitĂ€ten attraktiver finden, kĂŒndigt sich hĂ€ufig das Therapieende an. In der Regel ist dann auch der therapeutische Auftrag erledigt. Ein flexibles Angebot zur Nachsorge ĂŒber Elternberatung, vereinzelte Kontrolltermine oder Auffrischungsphasen können genutzt werden.
Text in Anlehnung an:
Bahrfeck, K., Subellok, K., & Starke, A. (2017). Mutismus. In Mayer, A. & Ulrich, T. (Hrsg.), Sprachtherapie mit Kindern (S. 472-511). MĂŒnchen/Basel (Ernst Reinhardt).
StillLeben e.V. Hannover
Wir verstehen uns nicht als Selbsthilfegruppe, sondern als Initiative von Fachleuten fĂŒr Fachleute.
Ausgehend von unseren praktischen Erfahrungen mit den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie deren Familien und Bezugssystemen, haben wir im Rahmen unserer Initiative StillLeben e.V. die sogenannten Bausteine der Kooperativen Mutismustherapie entwickelt.
Sie basieren auf der Verbindung des Konzepts der Kooperativen PĂ€dagogik und der Systemtheorie. Es handelt sich mit der Kooperativen Mutismustherapie (KoMut) um ein ganzheitliches Konzept, bei dem die selbstbestimmte Kommunikation und Kooperation mit den Betroffenen und ihrem Bezugssystem im Fokus steht.
Die Bausteine werden fĂŒr das jeweilige Kind, die Jugendlichen oder Erwachsenen und den Meschen in ihren Lebenswelten angepasst und mit verschiedenen Methoden gefĂŒllt.
Die Bausteine unseres Therapiekonzeptes
Die Basis der gemeinsamen Arbeit bildet das Thema âBrĂŒcken bauenâ auf unterschiedlichsten Ebenen. Es geht z.B. darum die Welt des Sprechens mit der Welt des Nicht-Sprechens zu verbinden und Angebote zu gestalten, die mit allen Beteiligten abgestimmt sind und auf diese Weise nachhaltig wirken.
Strukturell verlĂ€uft der Prozess in der Therapie - aber auch in der schulische Arbeit - ĂŒber bestimmte Haltungen, die wir als professionell Arbeitende einnehmen. ZunĂ€chst warten wir ab, nehmen Kontakt auf, begleiten und versuchen so die Innenperspektive der Betroffenen nachzuvollziehen. Wenn wir ausreichend Vertrautheit hergestellt haben muten wir verstĂ€rkt auch Aufgaben zu. Wobei die Schwierigkeitsstufen nicht vorgegeben, sondern mit den betroffenen Personen gemeinsam entwickelt werden. So kann z.B. im Rahmen der Hierarchiearbeit zusammen entwickelt werden, welche Ressourcen bereits unter welchen Bedingungen genutzt werden können. Es können aber auch angemessen schwierige nĂ€chste Schritte gemeinsam herausgearbeitet werden. Und wir können mit dem System und dem betroffenen Kind zu schwierige Aufgaben verhindern, die die Entwicklung hemmen.
Wir gehen davon aus, dass das Nicht-Sprechen zunĂ€chst eine sinnvolle Strategie ist, bzw. war und die Betroffene von sich aus den Weg zum Sprechen gehen und wir sie professionell unterstĂŒtzen.
Damit sowohl Fachleute als auch Betroffene und Angehörige sich ein erstes Bild machen können, bieten wir online und kostenlos den Deutschen Mutismus Test (DMT-KoMut) an. Nach DurchfĂŒhrung dieses Screenings kann eine pdf-Datei mit Hilfestellungen ausgedruckt werden.
Zielsetzung der Initiative StillLeben e.V. Hannover:
Oberstes Ziel unserer Initiative ist es, das Thema âselektiver Mutismusâ in unserer Gesellschaft bekannter zu machen. DarĂŒber hinaus stellen wir Fachleuten Handlungshilfen zur VerfĂŒgung, um dadurch behindernde Bedingungen fĂŒr Betroffene zu reduzieren, bzw. sie in ihrem Alltag zu unterstĂŒtzen. Dazu haben wir umfassende Materialien gestaltet und bieten sie i.d.R. kostenfrei an.
Inzwischen gibt es FaltblĂ€tter fĂŒr Eltern, Erzieherinnen, Lehrer und Ărzte. Zudem bieten wir FaltblĂ€tter fĂŒr Eltern in 11 verschiedenen Sprachen an.
In unserem Therapeutennetzwerk finden sich derzeit ĂŒber 250 Therapeutinnen zumeist aus Deutschland aber auch aus Ăsterreich und der Schweiz. Dadurch ist es fĂŒr Betroffene und Angehörige wohnortnah Kontakt zu Fachleuten aufzunehmen.
Sind Sie Therapeutin, so können Sie hier ein Aufnahmeformular finden und so die Möglichkeit bekommen, von PatientInnen gefunden zu werden.
Neugierig geworden? Dann besuchen Sie uns gerne auf unserer Seite www.selektiver-mutismus.de
Ein groĂes Dankeschön fĂŒr die Kooperationsbereitschaft geht an: Kerstin Bahrfeck & Katja Subellok, Jens Kramer, Sabine Laerum und Laura Schaerer.
Die Mutismus-Hotlines sind kein Angebot bzw. Service des Vereins. Dieses spezielle Beratung zum Thema Mutismus wird von einzelnen Praxen (Vereinsmitglieder) selbst angeboten. Achtet bitte genau auf die angegebenen Zeiten, um den Praxisablauf zu gewÀhrleisten.
mit Julia Sporkmann
Wenn Kinder in bestimmten Situationen nicht sprechen â z.âŻB. in der Kita, Schule oder bei Verwandten â entstehen viele Fragen und Unsicherheiten. Was hilft? Was ist der nĂ€chste Schritt? Muss ich mir Sorgen machen?
Julia Sporkmann â Mutismus-Expertin, systemische Beraterin und ehemalige Lehrerin â bietet ab sofort jeden 1. Dienstag im Monat von 9:00 bis 10:00 Uhr eine offene, kostenlose Telefonsprechstunde fĂŒr Eltern und FachkrĂ€fte an.
Wann?
Jeden 1. Dienstag im Monat
Uhrzeit: 9:00 â 10:00 Uhr
Telefonnummer: 0174 9775272
Wie funktioniert es?
Kein Anmeldeformular, keine Warteliste â einfach anrufen.
Wer durchkommt, ist dran. Die GesprĂ€che dauern ca. 10â15 Minuten, damit möglichst viele eine Chance auf ein GesprĂ€ch haben.
FĂŒr wen ist das gedacht?
Hinweis:
Dieses Angebot versteht sich als fachlich fundierte Erstorientierung â nicht als Therapie oder dauerhafte Beratung. Die GesprĂ€che sind vertraulich und lösungsorientiert.
Damit das Sprechen ĂŒberall spielerisch geĂŒbt werden kann, hilft ein kleines Mutig-Sprechen-Necessaire. Darin stecken Dinge, die das Sprechen fördern und SpaĂ machen. Im Restaurant, im Bus, beim Arzt im Wartezimmer kann man dann dieses TĂ€schchen hervorziehen. So werden Situationen, in denen frĂŒher alle stumm waren, zu Sprechsituationen.
Gut geeignet sind:
In unserer Gesellschaft wird ein hohes MaĂ an Kommunikation vorausgesetzt. Beruflich wie privat wird von uns erwartet, dass wir uns gut âverkaufenâ können. Der Druck, sich gewĂ€hlt und interessant auszudrĂŒcken, ist enorm. Nicht jeder fĂŒhlt sich dem gewachsen. Angststörungen, soziale Phobien oder der Mutismus sind lĂ€ngst keine Seltenheit mehr.
Betroffene und Angehörige erzĂ€hlen ihre Geschichte. Sie berichten aus ihrem Leben, wie sie ihr Schweigen ĂŒberwinden konnten, welche Erfahrungen sie gemacht haben oder ĂŒber ihren Weg, den sie gerade bestreiten.
Möchtest auch du mit deiner Geschichte Anderen Mut machen? Dann schreib uns, wir freuen uns ĂŒber deine Post.
Unsere interaktiven Mutismus-Webinare richten sich speziell an Betroffene und Angehörige, die nach effektiven Methoden suchen, um den Alltag mit Mutismus besser zu meistern. In kompakten Online-Seminaren teilen renommierte Experten ihr Wissen, geben wertvolle Tipps und zeigen Wege auf, wie Sie und Ihre Liebsten den Herausforderungen des Mutismus begegnen können.
ErgĂ€nzend laden wir Sie herzlich zur Mutismus-Tagung ein â einem inspirierenden Forum, das Raum fĂŒr den persönlichen Austausch, den Dialog mit Fachleuten und den Aufbau eines unterstĂŒtzenden Netzwerks bietet. Hier treffen Betroffene, Angehörige und Experten aufeinander, um gemeinsam neue Perspektiven zu entdecken und individuelle LösungsansĂ€tze zu entwickeln.
Jetzt informieren und dabei sein: Entdecken Sie, wie unsere Angebote Ihnen und Ihren Angehörigen dabei helfen können, Mut und Hoffnung in den Alltag zu bringen. Werden Sie Teil einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig stĂ€rkt und gemeinsam den Weg zu mehr Sprachfreiheit geht. Besuchen Sie unsere Angebotsseiten und sichern Sie sich Ihren Platz â wir freuen uns auf Sie!
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Je frĂŒher Kinder mit Hilfe einer auf Mutismus spezialisierten Therapie beginnen, desto gröĂer ist die Chance, dass sie es schaffen, ihr Schweigen zu ĂŒberwinden.
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Vielen Dank