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Mutismus
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Autismus

Mädchen mit Klebezettel an der Stirn, auf dem ein großes Fragezeichen steht
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Was sind die Hauptunterschiede zwischen selektivem Mutismus und Autismus-Spektrum-Störung?

In der Ausgabe 24 unserer Fachzeitschrift Mutismus.de werden verschiedene Aspekte von Mutismus und Autismus-Spektrum-Störungen sowie deren Unterschiede im Verhalten bei betroffenen Kindern behandelt. Es wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, diese Störungen korrekt zu diagnostizieren und voneinander abzugrenzen. Das Heft bietet Einblicke in die Herausforderungen bei der Diagnose und Behandlung von Mutismus und Autismus, die Bedeutung von Unterstützung und Selbsthilfe für Betroffene und ihre Angehörigen sowie persönliche Erfahrungen und Ressourcen für Menschen mit Mutismus. Es wird betont, dass eine genaue Diagnosestellung und individuelle Unterstützung entscheidend sind, um den Betroffenen zu helfen, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und ihre Ängste zu überwinden.

Im folgendem Text finden Sie eine Zusammenfassung zu den wichtigsten Unterschieden zwischen Mutismus und Autismus. 

Cover Heft 27

Wie lauten die Definitionen für Mutismus und Autismus?

Mutismus wird definiert als eine Angststörung, bei der Kinder unfähig sind, in bestimmten sozialen Situationen zu sprechen, obwohl sie in anderen Situationen normal sprechen können.

Autismus-Spektrum-Störung wird als eine frühkindliche Entwicklungsstörung definiert, die durch Defizite in der sozialen Kommunikation und Interaktion gekennzeichnet ist, die in verschiedenen Kontexten auftreten.

Seiten: 5, 18

Die Hauptunterschiede zwischen selektivem Mutismus und Autismus sind:

  • Sprachfähigkeiten: Kinder mit selektivem Mutismus haben normalerweise keine Schwierigkeiten mit der Sprache oder der sprachlichen Entwicklung, sondern können in bestimmten Situationen nicht sprechen. Bei Autismus-Spektrum-Störungen können hingegen Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten auftreten, die von einer verzögerten Sprachentwicklung bis hin zur völligen Abwesenheit von Sprache reichen können.
  • Soziale Interaktion: Kinder mit selektivem Mutismus können in sozialen Situationen, in denen sie nicht sprechen, dennoch in der Lage sein, nonverbale Kommunikation und soziale Interaktion zu zeigen. Bei Autismus-Spektrum-Störungen können Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion und Kommunikation auftreten, wie zum Beispiel Schwierigkeiten, Blickkontakt herzustellen, nonverbale Signale zu verstehen oder emotionale Empathie zu zeigen.
  • Begleitende Symptome: Kinder mit selektivem Mutismus können häufiger unter Angststörungen wie sozialer Angst leiden. Bei Autismus-Spektrum-Störungen können häufiger Begleiterscheinungen wie repetitive Verhaltensmuster, eingeschränkte Interessen und stereotype Verhaltensweisen auftreten.

Es ist wichtig zu beachten, dass es in einigen Fällen schwierig sein kann, selektiven Mutismus von Autismus-Spektrum-Störung zu unterscheiden, da es gewisse Überlappungen geben kann. Eine genaue Diagnosestellung erfordert eine umfassende Beurteilung durch Fachleute auf dem Gebiet der Logopädie, Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der klinischen Psychologie.

Seiten: 5, 14, 19, 23

Was ist bei der Differenzialdiagnostik zwischen Autismus und Mutismus besonders zu beachten?

Bei der Differenzialdiagnose zwischen Autismus und Mutismus ist besonders zu beachten:

  • Informationen zur Vorgeschichte: Es ist wichtig, Informationen zur (frühen) Entwicklung und zum weiteren Verlauf des Kindes zu haben, um die Symptomatik und den Entwicklungsstand besser einordnen zu können.
  • Komorbidität: Es kann vorkommen, dass Kinder sowohl Symptome von Mutismus als auch einer Interaktionsstörung oder anderen psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angststörung aufweisen. In solchen Fällen kann es schwierig sein, eindeutige Hinweise auf Mutismus oder Autismus zu finden.
  • Kenntnis der altersgerechten Entwicklungsstufen: Behandler sollten mit den Anforderungen an Interaktions- und Kommunikationsfähigkeiten in Bezug auf die altersgerechte Entwicklung vertraut sein. Wenn die Symptome nach abgeschlossener Entwicklung fortbestehen, kann dies auf eine andere Störung hinweisen.
  • Seltenheit von Mutismus: Mutismus ist insbesondere im Erwachsenenalter eine seltene Erkrankung, daher ist es möglich, dass Behandler nicht immer mit den spezifischen Merkmalen vertraut sind.
  • Schwierigkeiten bei der Erkennung von leichter Ausprägung des Autismus: Personen mit einem höheren Funktionsniveau oder durchschnittlicher Intelligenz können trotz Autismus in der Lage sein zu kommunizieren, Humor zu verstehen oder sich selbst zu versorgen. Daher kann es schwierig sein, eine leichte Ausprägung des Autismus zu erkennen.

Es ist wichtig, dass die Differenzialdiagnose von Fachleuten auf dem Gebiet der Logopädie, Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der klinischen Psychologie durchgeführt wird, die über umfassende Kenntnisse und Erfahrung in der Diagnosestellung von Autismus und Mutismus verfügen.

Seiten: 8, 18

Autistischer Junge spielt gedankenversunken mit einem Band

Welche komorbiden Störungsbilder gibt es bei Mutismus?

Bei Mutismus können verschiedene komorbide Störungsbilder auftreten. Die häufigsten komorbiden Störungen sind:

  • Soziale Angststörung: Kinder mit Mutismus haben oft auch eine soziale Angststörung, bei der sie ängstlich und unsicher in sozialen Situationen sind.
  • Generalisierte Angststörung: Kinder mit Mutismus können auch eine generalisierte Angststörung haben, bei der sie übermäßige Sorgen und Ängste haben, die sich auf verschiedene Bereiche ihres Lebens erstrecken.
  • Trennungsangststörung: Kinder mit Mutismus können auch eine Trennungsangststörung haben, bei der sie übermäßige Angst vor der Trennung von ihren Bezugspersonen haben.
  • Sprach- und Kommunikationsstörungen: Es ist möglich, dass Kinder mit Mutismus auch andere Sprach- und Kommunikationsstörungen haben, wie z.B. eine expressive Sprachstörung oder eine Störung des Redeflusses.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Kinder mit Mutismus zwangsläufig komorbide Störungen haben. Die Prävalenz und das Ausmaß der komorbiden Störungen können von Fall zu Fall variieren. Eine umfassende diagnostische Bewertung durch Fachleute auf dem Gebiet der Logopädie, Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der klinischen Psychologie ist erforderlich, um eine genaue Diagnosestellung und Behandlungsplanung vorzunehmen.

Seiten: 8, 9

Wie oft kommen Fehldiagnosen vor?

Es gibt keine genauen Daten darüber, wie häufig Fehldiagnosen bei Mutismus vorkommen. Es ist jedoch bekannt, dass Mutismus oft nicht erkannt oder falsch diagnostiziert wird, insbesondere wenn es mit anderen Störungen wie Autismus oder sozialer Angststörung überlappt. Eine Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass von 50 Kindern mit selektivem Mutismus in der Stichprobe 16 zuvor eine falsche Diagnose erhalten hatten. Es ist wichtig zu beachten, dass eine genaue Diagnosestellung von Fachleuten auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der klinischen Psychologie durchgeführt werden sollte, um Fehldiagnosen zu minimieren.

  • [1] Steinhausen, H. C., & Juzi, C. (1996). Elective mutism: An analysis of 100 cases. Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, 35(5), 606-614.
  • [2] Steinhausen, H. C., & Juzi, C. (2021). Selective mutism: A review of the diagnostic criteria, differential diagnosis, and prevalence. Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health, 15(1), 1-9.

 

Welche Unterschiede gibt es im Verhalten bei mutistischen und autistischen Kindern und wie können diese abgegrenzt werden?

Mutistische Kinder zeigen in bestimmten sozialen Situationen, in denen sie nicht sprechen können, oft eine normale sprachliche und soziale Entwicklung. Sie können in anderen Situationen kommunizieren und interagieren. Autistische Kinder hingegen zeigen Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion, die in verschiedenen Kontexten auftreten. Sie können Schwierigkeiten haben, Blickkontakt herzustellen, nonverbale Signale zu verstehen oder emotionale Empathie zu zeigen.

Einige Unterschiede im Verhalten zwischen mutistischen und autistischen Kindern können sein:

  • Sprachfähigkeiten: Mutistische Kinder haben normalerweise keine Schwierigkeiten mit der Sprache oder der sprachlichen Entwicklung, sondern können in bestimmten Situationen nicht sprechen. Autistische Kinder können hingegen Schwierigkeiten mit der Sprache und der sprachlichen Entwicklung haben, die von einer verzögerten Sprachentwicklung bis hin zur völligen Abwesenheit von Sprache reichen können.
  • Soziale Interaktion: Mutistische Kinder können in sozialen Situationen, in denen sie nicht sprechen, dennoch in der Lage sein, nonverbale Kommunikation und soziale Interaktion zu zeigen. Autistische Kinder können Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion und Kommunikation haben, wie zum Beispiel Schwierigkeiten, Blickkontakt herzustellen, nonverbale Signale zu verstehen oder emotionale Empathie zu zeigen.
  • Begleitende Symptome: Mutistische Kinder können häufiger unter Angststörungen wie sozialer Angst leiden. Autistische Kinder können häufiger Begleiterscheinungen wie repetitive Verhaltensmuster, eingeschränkte Interessen und stereotype Verhaltensweisen aufweisen.

Die Abgrenzung zwischen mutistischen und autistischen Kindern kann herausfordernd sein, da es gewisse Überlappungen geben kann. Eine genaue Diagnosestellung erfordert eine umfassende Beurteilung durch Fachleute auf dem Gebiet der Logopädie, Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der klinischen Psychologie.

Seiten: 14

Psychologin zeigt kleinem Kind glückliche und traurige Gefühle

Was ist bei von Mutismus betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen besonders wichtig zu beachten?

  • Verständnis und Geduld: Mutismus ist eine komplexe Störung, die mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden sein kann. Es ist wichtig, Verständnis für die Schwierigkeiten des Betroffenen zu haben und geduldig zu sein, während er oder sie Fortschritte macht.
  • Kommunikationsmöglichkeiten schaffen: Es ist wichtig, alternative Kommunikationsmöglichkeiten zu schaffen, um den Betroffenen zu ermöglichen, sich auszudrücken. Dies kann durch nonverbale Kommunikation, Schreiben, Zeigen von Bildern oder Verwendung von Kommunikationshilfen erfolgen.
  • Professionelle Unterstützung suchen: Es ist ratsam, professionelle Hilfe von Logopäden:innen oder Fachleuten auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder der klinischen Psychologie zu suchen. Diese können eine genaue Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung empfehlen.
  • Aufbau eines unterstützenden Umfelds: Ein unterstützendes Umfeld, das aus Familie, Freunden, Lehrern und Therapeuten besteht, kann den Betroffenen dabei helfen, ihre Ängste zu überwinden und ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern.
  • Austausch: Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren kann hilfreich sein, um Erfahrungen zu teilen, Unterstützung zu erhalten und neue Strategien zu erlernen.
  • Förderung der Selbstakzeptanz: Es ist wichtig, den Betroffenen dabei zu helfen, sich selbst zu akzeptieren und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Dies kann durch positive Verstärkung, Anerkennung ihrer Stärken und Erfolge sowie durch die Förderung ihrer individuellen Interessen und Talente geschehen.

Es ist zu beachten, dass diese Punkte allgemeine Empfehlungen sind und dass jeder Betroffene individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen haben kann.

 

Weitere ausführliche Informationen zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung von Mutismus und der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) können dem Heft 24 der von der Mutismus Selbsthilfe Deutschland e.V. herausgegebenen Fachzeitschrift „Mutismus.de“ entnommen werden.

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