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Gerade für die Eltern (s)elektiv mutistischer Kinder ist das eines der größten Probleme, denn meist sprechen diese Kinder ja in der vertrauten heimischen Umgebung ungehemmt mit allen Mitgliedern der Kernfamilie. Dass diese Kinder aber im Kindergarten oder in der Schule beharrlich schweigen, wenn sie von der Kindergärtnerin, einem Lehrer oder dem Hausmeister angesprochen werden, wird von den eigenen Eltern leider oft erst viel zu spät erkannt. Deswegen unsere Empfehlung: Erkundigt euch bitte immer detailliert danach, ob sich euer Kind auch im Kindergarten bzw. in der Schule kommunikativ normal verhält. Zeigt es dagegen eine oder mehrere der folgenden Auffälligkeiten, so ist eine erhöhte Aufmerksamkeit angebracht:
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Auf anschauliche Art und Weise erklärt Greta Saiz, von der Förderpädagogische und Klinische Kinder- und Jugendpsychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, Kindern was Selektiver Mutismus bedeutet.
SYMUT, PCIT-SM, DortMuT, KoMuT - alle Therapiekonzepte haben das Ziel, den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen dabei zu helfen, den selektiven Mutismus zu überwinden. Die Einbindung der Eltern, Pädagogen und anderen therapeutischen und nicht therapeutischen Institutionen spielt bei jedem Konzept eine zentrale Rolle. Wir möchten euch die wichtigsten Therapiekonzepte vorstellen. So könnt ihr euch ein Bild darüber machen und besser entscheiden, welches Konzept am besten zu Euch oder zu eurem Kind passt.
Die Systemische Mutismus-Therapie (kurz SYMUT®) wurde von Dr. Boris Hartmann entwickelt und 2004 erstmals veröffentlicht.
Es handelt sich um eine direktive, d.h. auf das Sprechen ausgerichtete Therapieform, bei der das Sprechen in kleinen Schritten – wie beim Erwerb der Sprache von kleinen Kindern – von Geräuschen/Lauten, über Silben, Wörtern, Sätzen hin zum freien Sprechen aufgebaut wird.
Gesamtes Umfeld wird in die Therapie einbezogen
Die Therapie eignet sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und lässt sich individuell dem Alter und dem Schweregrad des Mutismus anpassen. Empfohlen werden zwei Therapiestunden pro Woche und die Therapie kann ambulant durchgeführt werden. Die systemische Arbeit ist in dieser Therapieform von zentraler Bedeutung und meint, dass das gesamte Umfeld (Familie, Kindergarten, Schule, Institutionen u.a.) in die Behandlung einbezogen werden und alle mithelfen. Ziel der Therapie ist, dass die Betroffenen den Mutismus überwinden, normal kommunizieren und den Alltag selbständig bewältigen können.
Eine grundlegende Annahme des systemischen Ansatzes ist es, dass der Mutismus nicht durch ein Einzelereignis (z.B. ein Trauma) ausgelöst wird, sondern die genetische Veranlagung im Zusammenspiel mit der Umwelt eine wichtige Rolle spielt. Damit werden mögliche Schuldgefühle der Eltern, dass sie etwas falsch gemacht und am Mutismus schuld sein könnten, abgebaut. Gleichzeitig wird aber, auch anhand einer umfangreichen Diagnostik, aufgezeigt, wie das Verhalten der Familie oder des Umfelds das Überwinden des Mutismus negativ beeinflussen bzw. die Aufrechterhaltung verstärken kann.
Zum Beispiel indem sie aus Sorge die Betroffenen vor angstauslösenden Situationen schützen und für sie sprechen oder ihnen Aufgaben abnehmen.
Beratung und Elternarbeit
Die Beratung und Elternarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Die Eltern lernen wie sie mit dem Kind das Sprechen im Alltag üben können. Das regelmäßige Üben hat einen großen Einfluss auf den Therapieerfolg.
In Gesprächen mit dem ganzen Umfeld (Kindergarten, Schule u.a.) wird auch gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht, wie das Sprechen aus der Therapie in den Alltag übertragen werden kann. Die Therapie geschieht also nicht im stillen Kämmerchen, sondern das Umfeld wird aktiv mit einbezogen: alle müssen mithelfen und Verantwortung übernehmen.
Wichtig bei jeder Therapie – und bei selektivem Mutismus wahrscheinlich umso wichtiger – ist eine stabile, vertrauensvolle Beziehung. Dem Beziehungsaufbau kommt gerade zu Beginn der Therapie eine große Bedeutung zu. Gleichzeitig wird von Anfang an in kleinen Schritten direkt am Sprechen gearbeitet. Auf spielerische Art wird dem Kind bewusst gemacht, wo das Sprechen überall benötigt wird.
Das Mutismus-Gespenst
Die Symptomatik des Mutismus, bzw. des Nichtsprechens, wird benannt und dem Kind altersgerecht die Bedeutung der Therapie erklärt. Mithilfe des Mutismus-Gespensts wird z.B. der Therapieprozess bzw. das Therapieziel veranschaulicht: in drei gemeinsam gezeichneten Bildern ist das Gespenst (der Mutismus) zunächst ganz groß und das Kind ganz klein. Das Kind lässt sich aber nicht einschüchtern und kämpft mit dem Gespenst: mit jedem Geräusch, jedem Wort wird das Gespenst immer kleiner, bis zum Schluss das Kind ganz groß und das Gespenst nur noch winzig klein ist.
Damit erhält das Schweigen, resp. das Nicht-Sprechen-können des Kindes in gewissen Situationen einen Namen und wird nicht länger als Teil der eigenen Persönlichkeit angesehen, sondern als etwas Äußerliches, das man bekämpfen/überwinden kann: als Team, zusammen mit dem Therapeuten bzw. der Therapeutin und mit Hilfe des gesamten Umfeldes.
Der Mund wird aufgeweckt
Ab der ersten Therapiestunde wird zudem mithilfe von mundmotorischen Übungen (Puste- und Blasspiele) der Mund «aufgeweckt» und mit verschiedenen Spielen und Geschichten erste Geräusche/Laute wie z.B. «sch, sch, sch» für die Lokomotive produziert. Die Laute werden im weiteren Verlauf zu Silben, zu Wörtern und zu Sätzen zusammengesetzt bis hin zum freien Sprechen.
Eine effiziente Therapie sollte erste lautsprachliche Äußerungen innerhalb von 20 Therapieeinheiten möglich machen. Die Erfolge in der Therapie sind auch wichtig für die Motivation des Kindes und des Umfeldes. Sobald das Kind in der Therapiesituation Sätze sprechen kann, geht es mit der Therapie auf die Straße bzw. in das reale Leben: In der Apotheke wird z.B. nach einer Zeitschrift, im Laden nach einem Artikel, oder bei Passanten nach der Uhrzeit gefragt. Auch das Telefonieren wird in der Therapie geübt und als Aufgabe mit nach Hause gegeben.
Therapie-Vertrag mit dem Kind
In dieser Zeit wird auch ein Vertrag mit dem Kind ausgearbeitet, mit welchem das Kind im Kindergarten/in der Schule für das Sprechen Punkte erhält, und so zusätzlich motiviert wird, das Sprechen in den Alltag zu übertragen.
Sobald sich die Therapieerfolge auch verlässlich im Alltag zeigen, kann die Therapie mit einem Hinweis auf eine Nachbetreuung (erneute Vorstellung nach 3 und 6 Monaten) beendet werden.
Boris Hartmann gibt Erfahrungswerte für die Mutismustherapie von 9-12 Monate für Kindergarten und Grundschulkinder und 18-24 Monaten für Jugendliche und Jungerwachsene an.
Die Parent Child Interaction Therapy Adapted for Selective Mutism
Jeder Tag des Schweigens ist nicht neutral. Ein Beispiel: Ein Schuljahr hat durchschnittlich 40 Wochen, eine Schulwoche besteht aus etwa 24 Lektionen. Angenommen, ein Kind kann zwei Fragen pro Lektion nicht beantworten, so sammeln sich 1.920 unbeantwortete Fragen pro Schuljahr an. Rechnet man nun noch all die Alltagssituationen dazu, in denen das Kind still ist, obwohl es sprechen möchte, steigt die Zahl der Schweigemomente über die Jahre leicht in die Hunderttausende.
Kann ein Kind nicht sprechen, möchten die meisten Menschen helfen: Lehrpersonen stellen Fragen auf eine Art und Weise, dass das Kind nur Nicken oder Kopfschütteln braucht. Eltern ordern das Essen im Restaurant, berichten der Ärztin, wo es dem Kind weh tut, sagen dem Erzieher, dass ihr Kind in der Puppenecke spielen möchte, erklären Fremden ihr Kind schweige, weil es schüchtern sei. Das ist alles gut gemeint. Aber es bewirkt, dass sich das Schweigen immer tiefer einschleift.
Was wäre, wenn das Kind jeden Tag Menschen an seiner Seite hätte, die ihm im Alltag helfen, das Mutige Sprechen zu wagen? Genau hier setzt die forschungsgeprüfte Verhaltenstherapie Parent-Child Interaction Therapy Adapted for Selective Mutism (PCIT-SM, Catchpole, Young, Baer & Salih, 2019) an.
Mit PCIT-SM lernen die Eltern und weitere Bezugspersonen (z.B. Lehrpersonen), ihr eigenes Verhalten in Kommunikationssituationen so zu verändern, dass sie das Kind gezielt beim mutigen Sprechen stützen zu können, statt unwissentlich das Schweigen zu stärken. Neben verhaltenstherapeutischen Methoden lernen sie dafür Aspekte der Spieltherapie sowie sprachtherapeutische Vorgehensweisen zu verknüpfen. Konkret bedeutet das z.B. zu üben, in Kommunikationssituationen zunächst zu 100% die Sprecherwartung herauszunehmen, indem das Kind unter anderem nichts gefragt wird. Erst wenn es sich „aufgewärmt“ hat, bekommt es gestaffelte Sprechchancen. Ziel ist, dass es sich dem Sprechen in kleinen Schritten annähern kann, statt es wie gewohnt zu vermeiden.
Die Eltern sind bei PCIT-SM Schlüsselfiguren, weil sie – gerade, solange ihre Kinder jung sind – sehr viel Zeit mit ihnen verbringen und ihnen darum im Alltag gut helfen können, viele erfolgreiche Sprechmomente zu erleben. Weil das Sprechen aber meisten besonders im Kindergarten und in der Schule schwerfällt, müssen auch die Lehrpersonen eingebunden werden, so dass ein Helferteam entsteht.
Im Kontakt mit der therapierenden Person muss das Kind keinesfalls sprechend starten, um sich voll auf die Therapie einzulassen. Zunächst geht es darum, die Beziehung zu stärken, bevor in einer weiteren Behandlungsphase dazu übergegangen wird, das Kind zu angstauslösenden Aktivitäten herauszufordern, wie z.B. das Sprechen mit neuen Menschen. Dabei wird immer in so kleinen Schritten vorgegangen, dass das Kind auf Erfolgskurs gesetzt und nicht überfordert wird.
Ein Merkmal, das PCIT-SM von anderen Ansätzen unterscheidet, ist die Tatsache, dass die Bezugspersonen in Kommunikationssituationen unmittelbar gecoacht werden, um die neuen Interaktionsmuster einzuüben. In der therapeutischen Praxis kann das Coaching am leichtesten durchgeführt werden, wenn zwei Zimmer mit einem Einwegspiegel verbunden sind und die therapierende Person die Eltern über einen kabellosen Ohrhörer coacht. Per Internet kann das Live-Coaching mit Tablets, Laptops und Telefon umgesetzt werden.
Entwickelt wurde PCIT-SM von Dr. Steven Kurtz (www.kurtzpsychology.com), einem New Yorker Kinder- und Jugendpsychologen, der seit über 20 Jahren mit betroffenen Kindern und deren Familien arbeitet. Die Wirksamkeit von PCIT-SM wurde in zwei randomisiert-kontrollierten Studien zur Einzel- und Gruppentherapie positiv beurteilt (Catchpole et al., 2019; Cornacchio et al., 2019). So zeigte z.B. Catchpole et al. eine deutliche Verbesserung des Sprechens im Vergleich zur Wartelistengruppe (Cohen‘s d = 1,80).
Je nach Therapieansatz kann die Behandlung des selektiven Mutismus verhaltenstherapeutische und kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien, logopädische Therapie und Medikamente umfassen - es gibt mehrere forschungsbasierte Behandlungsoptionen. (Hier ggf. mit den anderen Ansätzen verlinken?) Kein Ansatz wird für alle Kinder perfekt passen, aber die Therapie sollte idealerweise unter der Obhut einer auf den selektiven Mutismus spezialisierten Fachperson erfolgen. Eine Liste von in PCIT-SM zertifizierten Fachpersonen findet sich hier: www.kurtzpsychology.com/behavior-problems/pcit-sm-certified-therapists/
Dortmunder Mutismus Zentrum im SPA
Die Dortmunder-Mutismus-Therapie (DortMut) (Subellok et al. 2012) ist eine Weiterentwicklung des Therapieansatz von Katz-Bernstein (2015, erstmals 2005). Das Team des Sprachtherapeutischen Ambulatoriums der TU Dortmund kann auf eine langjährige positive Erfahrung mit der erfolgreichen Durchführung von DortMuT bei schweigenden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zurückblicken. Mittlerweile wird deutschlandweit nach dieser Konzeption gearbeitet.
Ausgangspunkt: So verstehen wir selektiven Mutismus
Grundsätzlich wird allen schweigenden Menschen unterstellt, dass sie mit anderen kooperieren und sprechen MÖCHTEN, es aber aktuell (noch) nicht KÖNNEN. Das Schweigen wird primär nicht als Störung betrachtet, sondern als eine für ein betroffenes Kind zunächst subjektiv sinnhafte Strategie, mit nicht anders zu lösenden problematischen Umständen umzugehen. Gearbeitet wird mit der Unterstellung, dass es ihm gelingen wird, diese längerfristig nicht funktionale Strategie des Schweigens zu überwinden. Für diesen Prozess erfährt es mit seiner Familie in der DortMuT eine engmaschige therapeutische Begleitung.
Ziele der Therapie
Vorrangiges Ziel jeder Mutismustherapie ist es selbstredend, dass ein schweigender Mensch in möglichst allen Lebenssituationen sprechen kann. Dabei soll er sich als kompetenter sozialer Akteur erleben, der zur Gestaltung einer unbeschwerten Kommunikation mit Peers, Fachpersonen, Erwachsenen etc. (irgendwann) gleichermaßen beiträgt. Konkret bedeutet es für die Therapie, möglichst viele und freudvolle selbstwirksame Interaktionssituationen erleben zu dürfen. Im Einzelnen wird auf drei Ebenen angesetzt:
Das Schweigen hat eine subjektive innere Logik, die aus der Geschichte des betroffenen Kindes bzw. Jugendlichen zu verstehen ist. Es gilt, die Motivation zum Sprechen zu stärken und die Gründe, die womöglich dagegensprechen, zu mildern. Dafür müssen - nicht bewusste - Überzeugungen hinterfragt, durch neue ersetzt sowie verpasste Entwicklungsprozesse nachgeholt werden. Ziel ist es, dass sich das Selbstbild des Betroffenen als ‚Schweiger‘ nachhaltig in Richtung ‚kompetenter Sprecher‘ verändert.
Das Erscheinungsbild und die Ausprägung des Schweigens sowie der Begleitsymptomatik können sehr unterschiedlich sein. Ziele sind hier der strukturierte Aufbau und die Erweiterung (non-)verbaler Kommunikationsmöglichkeiten.
Das Schweigen steht immer in Wechselbeziehung zu den Lebenswelten des Betroffenen, seien es Kita, Schule, Ausbildung, Peers, Großeltern etc. Deswegen werden die Umfelder nach Möglichkeit engmaschig in die Therapie eingebunden. Ziel ist es, aufrechterhaltende Faktoren des Schweigens zu reduzieren und möglichst optimale Bedingungen für das Sprechen herzustellen.
Flexibler Methodeneinsatz (hier: Auswahl)
Der sichere Ort – SAFE Place – ist Basis für die therapeutische Beziehungsgestaltung. Der Therapieraum wird als bewertungsfreier Raum erlebt, in dem Schweigen sein darf. Methodisch wird der SAFE PLACE bei jüngeren Kindern durch Häuserbau (Kissen, Seilchen, Tücher….) symbolisiert: ein Haus für das Kind (ggfs. mit einem Elternteil), eins für die Therapeutin mit Handpuppe) etc. Die Häuser ermöglichen Kontakt (Besuche) und Rückzug und erlauben dem Kind, Nähe- und Distanzbedürfnisse selbstwirksam zu regulieren.
Im Symbol- und Rollenspiel können die Kinder eigene Bewältigungsstrategien entwickeln, wie sie mit bedrohlichen Situationen umgehen können – ggfs. auch schweigend. Über selbstwirksame Rollen erweitern sie ihre Identität.
Mit älteren Kindern und Jugendlichen wird das Schweigen direkt thematisiert. Viele sind im Hinblick auf das Sprechen ambivalent: Es gibt Gründe für das Sprechen sowie aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus auch nachvollziehbare Gründe für das Schweigen. Beide Seiten werden bewusst gemacht und gewürdigt, um sukzessive die Sprechmotivation zu steigern und die Ängste und Blockaden zu reduzieren, die noch im Weg stehen.
Jüngere Kinder finden im unbeschwerten Spiel oft von allein ins Sprechen. Bei älteren Kindern und Jugendlichen braucht es meistens eine bewusste Entscheidung dazu. Die einzelnen Schritte werden allerdings mit den Betroffenen ausgehandelt, so dass sie mit Verantwortung für ihren individuellen Weg und ihr Tempo übernehmen und auch Grenzen setzen können, wo etwas (noch) nicht vorstellbar ist. Manchmal ist es erforderlich, Sprechleistungsstufen (erst Laute, dann Silben, dann Wörter usw.) konsequent einzuhalten.
Die Therapie ist grundsätzlich geöffnet für Besuche von außen oder Besuche der Therapeutin in die anderen Kontexte (Kita, Schule etc.). Allerdings müssen die Kinder/Jugendlichen einverstanden und orientiert sein, wann welche Kontakte stattfinden. Die Vernetzung der sozialen Kontexte ist wichtig, um neue erworbene Fähigkeiten auch auf andere Situationen und Personen zu übertragen. Vernetzte Elternbegleitung und Beratung von Fachpersonen sind in der DortMuT unverzichtbar.
Therapieende und Nachsorge
Wenn Kinder/Jugendliche zwar noch gerne zur Therapie kommen, doch auch andere Aktivitäten attraktiver finden, kündigt sich häufig das Therapieende an. In der Regel ist dann auch der therapeutische Auftrag erledigt. Ein flexibles Angebot zur Nachsorge über Elternberatung, vereinzelte Kontrolltermine oder Auffrischungsphasen können genutzt werden.
Text in Anlehnung an:
Bahrfeck, K., Subellok, K., & Starke, A. (2017). Mutismus. In Mayer, A. & Ulrich, T. (Hrsg.), Sprachtherapie mit Kindern (S. 472-511). München/Basel (Ernst Reinhardt).
StillLeben e.V. Hannover
Wir verstehen uns nicht als Selbsthilfegruppe, sondern als Initiative von Fachleuten für Fachleute.
Ausgehend von unseren praktischen Erfahrungen mit den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie deren Familien und Bezugssystemen, haben wir im Rahmen unserer Initiative StillLeben e.V. die sogenannten Bausteine der Kooperativen Mutismustherapie entwickelt.
Sie basieren auf der Verbindung des Konzepts der Kooperativen Pädagogik und der Systemtheorie. Es handelt sich mit der Kooperativen Mutismustherapie (KoMut) um ein ganzheitliches Konzept, bei dem die selbstbestimmte Kommunikation und Kooperation mit den Betroffenen und ihrem Bezugssystem im Fokus steht.
Die Bausteine werden für das jeweilige Kind, die Jugendlichen oder Erwachsenen und den Meschen in ihren Lebenswelten angepasst und mit verschiedenen Methoden gefüllt.
Die Bausteine unseres Therapiekonzeptes
Die Basis der gemeinsamen Arbeit bildet das Thema „Brücken bauen“ auf unterschiedlichsten Ebenen. Es geht z.B. darum die Welt des Sprechens mit der Welt des Nicht-Sprechens zu verbinden und Angebote zu gestalten, die mit allen Beteiligten abgestimmt sind und auf diese Weise nachhaltig wirken.
Strukturell verläuft der Prozess in der Therapie - aber auch in der schulische Arbeit - über bestimmte Haltungen, die wir als professionell Arbeitende einnehmen. Zunächst warten wir ab, nehmen Kontakt auf, begleiten und versuchen so die Innenperspektive der Betroffenen nachzuvollziehen. Wenn wir ausreichend Vertrautheit hergestellt haben muten wir verstärkt auch Aufgaben zu. Wobei die Schwierigkeitsstufen nicht vorgegeben, sondern mit den betroffenen Personen gemeinsam entwickelt werden. So kann z.B. im Rahmen der Hierarchiearbeit zusammen entwickelt werden, welche Ressourcen bereits unter welchen Bedingungen genutzt werden können. Es können aber auch angemessen schwierige nächste Schritte gemeinsam herausgearbeitet werden. Und wir können mit dem System und dem betroffenen Kind zu schwierige Aufgaben verhindern, die die Entwicklung hemmen.
Wir gehen davon aus, dass das Nicht-Sprechen zunächst eine sinnvolle Strategie ist, bzw. war und die Betroffene von sich aus den Weg zum Sprechen gehen und wir sie professionell unterstützen.
Damit sowohl Fachleute als auch Betroffene und Angehörige sich ein erstes Bild machen können, bieten wir online und kostenlos den Deutschen Mutismus Test (DMT-KoMut) an. Nach Durchführung dieses Screenings kann eine pdf-Datei mit Hilfestellungen ausgedruckt werden.
Zielsetzung der Initiative StillLeben e.V. Hannover:
Oberstes Ziel unserer Initiative ist es, das Thema „selektiver Mutismus“ in unserer Gesellschaft bekannter zu machen. Darüber hinaus stellen wir Fachleuten Handlungshilfen zur Verfügung, um dadurch behindernde Bedingungen für Betroffene zu reduzieren, bzw. sie in ihrem Alltag zu unterstützen. Dazu haben wir umfassende Materialien gestaltet und bieten sie i.d.R. kostenfrei an.
Inzwischen gibt es Faltblätter für Eltern, Erzieherinnen, Lehrer und Ärzte. Zudem bieten wir Faltblätter für Eltern in 11 verschiedenen Sprachen an.
In unserem Therapeutennetzwerk finden sich derzeit über 250 Therapeutinnen zumeist aus Deutschland aber auch aus Österreich und der Schweiz. Dadurch ist es für Betroffene und Angehörige wohnortnah Kontakt zu Fachleuten aufzunehmen.
Sind Sie Therapeutin, so können Sie hier ein Aufnahmeformular finden und so die Möglichkeit bekommen, von PatientInnen gefunden zu werden.
Neugierig geworden? Dann besuchen Sie uns gerne auf unserer Seite www.selektiver-mutismus.de
Ein großes Dankeschön für die Kooperationsbereitschaft geht an: Kerstin Bahrfeck & Katja Subellok, Jens Kramer, Sabine Laerum und Laura Schaerer.
Die Mutismus-Hotlines sind kein Angebot bzw. Service des Vereins. Dieses spezielle Beratung zum Thema Mutismus wird von einzelnen Praxen (Vereinsmitglieder) selbst angeboten. Achtet bitte genau auf die angegebenen Zeiten, um den Praxisablauf zu gewährleisten.
Damit das Sprechen überall spielerisch geübt werden kann, hilft ein kleines Mutig-Sprechen-Necessaire. Darin stecken Dinge, die das Sprechen fördern und Spaß machen. Im Restaurant, im Bus, beim Arzt im Wartezimmer kann man dann dieses Täschchen hervorziehen. So werden Situationen, in denen früher alle stumm waren, zu Sprechsituationen.
Gut geeignet sind:
In unserer Gesellschaft wird ein hohes Maß an Kommunikation vorausgesetzt. Beruflich wie privat wird von uns erwartet, dass wir uns gut „verkaufen“ können. Der Druck, sich gewählt und interessant auszudrücken, ist enorm. Nicht jeder fühlt sich dem gewachsen. Angststörungen, soziale Phobien oder der Mutismus sind längst keine Seltenheit mehr.
Betroffene und Angehörige erzählen ihre Geschichte. Sie berichten aus ihrem Leben, wie sie ihr Schweigen überwinden konnten, welche Erfahrungen sie gemacht haben oder über ihren Weg, den sie gerade bestreiten.
Möchtest auch du mit deiner Geschichte Anderen Mut machen? Dann schreib uns, wir freuen uns über deine Post.
Unsere interaktiven Mutismus-Webinare richten sich speziell an Betroffene und Angehörige, die nach effektiven Methoden suchen, um den Alltag mit Mutismus besser zu meistern. In kompakten Online-Seminaren teilen renommierte Experten ihr Wissen, geben wertvolle Tipps und zeigen Wege auf, wie Sie und Ihre Liebsten den Herausforderungen des Mutismus begegnen können.
Ergänzend laden wir Sie herzlich zur Mutismus-Tagung ein – einem inspirierenden Forum, das Raum für den persönlichen Austausch, den Dialog mit Fachleuten und den Aufbau eines unterstützenden Netzwerks bietet. Hier treffen Betroffene, Angehörige und Experten aufeinander, um gemeinsam neue Perspektiven zu entdecken und individuelle Lösungsansätze zu entwickeln.
Jetzt informieren und dabei sein: Entdecken Sie, wie unsere Angebote Ihnen und Ihren Angehörigen dabei helfen können, Mut und Hoffnung in den Alltag zu bringen. Werden Sie Teil einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig stärkt und gemeinsam den Weg zu mehr Sprachfreiheit geht. Besuchen Sie unsere Angebotsseiten und sichern Sie sich Ihren Platz – wir freuen uns auf Sie!
„Nachteilsausgleich“ bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler mit Teilleistungsstörungen oder behinderungsbedingten Nachteilen oder Beeinträchtigungen, die zielgleich unterrichtet werden, einen Rechtsanspruch auf schulische Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen haben, die über die individuelle Förderung hinausgehen.
Die Lernenden erhalten eine an ihrem Bedarf orientierte Unterstützung, um ihren Begabungen gemäß, das Schulsystem angemessen durchlaufen und einen entsprechenden Abschluss erreichen zu können.
Art und Umfang von Nachteilsausgleichen sind stets so auszurichten, dass eine begründete Benachteiligung ausgeglichen und dem Grundsatz der Chancengleichheit möglichst vollständig entsprochen wird.
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Je früher Kinder mit Hilfe einer auf Mutismus spezialisierten Therapie beginnen, desto größer ist die Chance, dass sie es schaffen, ihr Schweigen zu überwinden.
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Vielen Dank